Dauerhaftigkeit von dämmschichtbildenden Beschichtungen und anderen reaktiv wirkenden Baustoffen

Zulassungen, Alterungsbeständigkeit und Nutzungsdauer von Brandschutzprodukten

Zulassungen, Alterungsbeständigkeit und Nutzungsdauer von Brandschutzprodukten

 
In den letzten Monaten wird die Dauerhaftigkeit/Nutzungsdauer von dämmschichtbildenden Beschichtungen (Brandschutzbeschichtungen) auf Stahlbauteilen mal wieder heftig diskutiert, obwohl die Regelungen hierzu national und auch europäisch seit langem festgelegt sind. Die Diskussion wird mittlerweile ausgedehnt auf sämtliche Brandschutzprodukte, die reaktiv wirksame Bestandteile aufweisen z.B. Türen, Kabelabschottungen, Brandschutzklappen, Installationskanäle. In diesem Beitrag sollen die Historie und die Hintergründe der nationalen und europäischen Regelungen aufgezeigt und erläutert werden.


Definition und Verbreitung von dämmschichtbildenden Beschichtungen

Dämmschichtbildende Brandschutzbeschichtungen gehören zu den passiven Brandschutzmaßnahmen. Sie sind funktionelle Anstriche mit Oberflächeneigenschaften, die das Verhalten von Holz nachbilden. Im Brandfall war ein Holzbalken einem vergleichbaren Stahlträger dadurch im Vorteil, dass er sich „einkohlte“ und so gab es intensive Bemühungen, dieses Oberflächenverhalten auf Stahlkonstruktionen zu übertragen. Anfang der 1970er Jahre wurden hierzu erste Rezepturen bekannt. Dämmschichtbildende Beschichtungen wirken, indem sie eine wärmedämmende Schutzschicht um das Stahlbauteil bilden. So wird die Zeit bis zum Erreichen der kritischen Temperatur (Tkrit) verlängert. Stahlträger verlieren ab ca. 500°C ihre Stabilität und Tragfähigkeit. Unisolierte Stahlträger erreichen diese Temperatur schon nach 5 bis 10 Minuten.

Die Technologie der dämmschichtbildenden Beschichtungen (auch reaktiver Brandschutzbeschichtungen/-systeme genannt) ist inzwischen ein unverzichtbarer Bestandteil im Stahlhochbau geworden. Anwendungen gehen in Deutschland bis auf die 70er-Jahre zurück. Repräsentatives Beispiel ist das von 1973 bis 1976 errichtete Bundeskanzleramt in Bonn, dessen beschichtetes Stahltragwerk einen Feuerwiderstand von 30 Minuten erreicht. Aufgrund der im Vergleich zu konventionellen Brandschutzbekleidungen geringen Trockenschichtdicke (µm bis wenige mm) und der profilfolgenden Applikation können mit diesen Anwendungen auch die gestalterischen Ansprüche von Architekten und Bauherrn erfüllt werden. Bestandsgebäude können darüber hinaus in ihrer architektonischen Besonderheit erhalten und gleichzeitig brandschutztechnisch ertüchtigt werden.

Geringe Schichtdicken, ein permanenter Platzmangel auf der Baustelle und eine gute maschinelle Verarbeitung dieser Produkte ließen Dämmschichtbildner erfolgreich auch in andere Brandschutzanwendungen Eingang finden. So führte G+H Isolierung 2007 als erste Firma einen nach DIN 4102-11 geprüften und klassifizierten Elektroinstallationskanal ein, der aus einem Blechkanal besteht und im Inneren mit einer 1 bis 2 mm dicken Beschichtung eines Dämmschichtbildners versehen ist