Präventiver Hochwasserschutz

Planung von Versickerungs- und Retentionsanlagen

Planung von Versickerungs- und Retentionsanlagen

In Deutschland wird jeden Tag eine Fläche von 80 Hektar in Verkehrs- und Siedlungsflächen umgewandelt. Gut die Hälfte der Flächen wird versiegelt. Die dezentrale Versickerung wirkt besonders im urbanen Umfeld der Flächenversiegelung entgegen und fördert die Grundwasserneubildung. Sie ist zusammen mit der Regenrückhaltung ein wesentlicher Bestandteil für einen präventiven Hochwasserschutz und minimiert zudem die hydraulischen Lasten im Kanal. Die Versickerung und Rückhaltung von Regenwasser reduziert nicht nur Strukturkosten, da Abwasserkanäle kleiner dimensioniert werden können. Nicht zuletzt spart der Einleiter, wenn die Kommune bereits Niederschlagsgebühren erhebt. Versickert das Niederschlagswasser auf dem Grundstück, entfällt in der Regel die Niederschlagswassergebühr für die daran angeschlossenen Flächen.
Mit einer der Versickerung vorgeschalteten Regenwassernutzung lässt sich zudem kostbares Trinkwasser und damit weitere Kosten sparen. In den vergangenen Jahren haben sich Versickerungsmodule aus Kunststoff wie beispielsweise der Graf EcoBloc Inspect am Markt etabliert. Diese sind im Vergleich zu Kiesrigolen nicht nur leichter und sparen damit Transportkosten, sondern reduzieren durch das deutlich höhere Speichervolumen den Aushub. Vor allem bei einer dichten Bebauung sind kompakte Versickerungsmodule mit hohen Speicherkapazität zu empfehlen.


Versickerungsanlagen sind in der Regel behördlich zu genehmigen. Genehmigungsfrei sind Versickerungssysteme, welche Flächen mit geringen Flächenverschmutzungen entwässern. Dazu zählt beispielsweise die Entwässerung von Gründächern, Gärten, Wiesen, Dachund Terrassenflächen in Siedlungsgebieten, Rad- und Gehwege außerhalb des Straßenbereichs sowie Hofflächen und PKW-Stellflächen im Wohnbereich. Bei Planung und Dimensionierung derartiger Entwässerungsanlagen sind für eine dauerhaft zuverlässige Funktion jedoch viele Rahmenbedingungen zu beachten. Für eine fachgerechte Dimensionierung der Versickerungsanlage ist das Arbeitsblatt DWA-A 138 zu empfehlen.

1. Dimensionierung

Prüfung des anstehenden Untergrundes
Die Durchlässigkeit (kf-Wert) des anstehenden Bodens und vorhandenes Grund- oder Schichtenwasser bestimmen wesentlich die Lage und Größe der Rigole. Ein Bodengutachten sollte für die Beurteilung der Versickerungsleistung Rammkernsondierungen oder Schürfungen in der Nähe des Einbauortes der Rigole enthalten. Das Ergebnis ist ein Schichtenmodell, in dem die Verteilung und Stärke der Bodenschichten bis zur Schürftiefe dargestellt sind. Versickerungssysteme dürfen nicht in Schichten eingebaut werden, deren Durchlässigkeit < 1×10-6 m/s (Ton oder bindige Böden mit Tonanteil) beträgt. Der Boden darf höchstens eine Durchlässigkeit von < 1×10-3 m/s aufweisen, da eine Mindestverweildauer vor dem Grundwassereintritt erzielt werden soll. In besonderen Fällen können mit einem Bodenaustausch die erforderlichen kf-Werte erzielt werden.