Frostschutz und Korrosionsschutz
Dr. Achim Stankowiak
Die oberflächennahe Geothermie (Erdwärme) hat speziell in den letzten Jahren einen deutlichen Aufschwung erfahren. Obwohl in der Gesamtinvestition nur von absolut untergeordneter Bedeutung, ist die Wahl der richtigen Wärmeträgerflüssigkeit für einen langjährigen, reibungslosen und wartungsarmen Betrieb von enormer Bedeutung.
Für einen effizienten und sicheren Gebrauch einer oberflächennahen Geothermie-Anlage sollte ein Wärmeträgerfluid eingesetzt werden, das sowohl Frostschutz als auch einen zuverlässigen Korrosionsschutz bietet. Im Folgenden werden die Anforderungen an eine moderne Geothermie-Wärmeträgerflüssigkeit beschrieben.
Wasser hat für die Anwendung in der oberflächennahen Geothermie drei entscheidende Nachteile:
Mit einer spezifischen Wärmekapazität von 4,2 kJ/(kg x K) ist Wasser die effektivste Wärmeträgerflüssigkeit. Wasser hat jedoch für die Anwendung in der oberflächennahen Geothermie drei entscheidende Nachteile:
- Wasser gefriert bekanntlich bei 0°C
- Wasser entwickelt beim Gefrieren eine enorme Sprengwirkung
- Wasser ist sehr korrosiv
Diesen Nachteilen kann man durch den Zusatz geeigneter Additive (gefrierpunktsenkende Substanzen und Korrosionsschutzmittel) entgegenwirken. Bei der Auswahl dieser Additive muss allerdings den Auswirkungen dieser Mittel auf das Erdreich/Grundwasser im Fall einer Leckage besonders Rechnung getragen werden.
Auswahl der Frostschutzkomponente
Hauptbestandteil der Wärmeträgerfluide ist die frostschützende Komponente. Hier kommen hauptsächlich Monoethylen- und Monopropylenglykol in Frage. Die Glykole sind die gängigsten eingesetzten Frostschutzmittel. Monopropylenglykol (MPG) ist toxikologisch und physiologisch weitgehend unbedenklich, weist jedoch gegenüber Monoethylenglykol (MEG) (gesundheitsschädlich gekennzeichnet) Nachteile bei den physikalischen Eigenschaften auf (s.Tab.1). D.h., für die gleiche Frostsicherheit muss mehr MPG eingesetzt werden als MEG, was zu einem Nachteil hinsichtlilch der Viskosität und der Wärmeleitfähigkeit führt. Der Abbau der Glykole in den verschiedenen Bodenschichten ist gegeben und die Abbauprodukte toxikologisch unbedenklich.
Beide Glykole sind in der geringstmöglichen Wassergefährdungsklasse 1 (schwach wassergefährdend) eingestuft. Betaine können alternativ zu glykolischen Wärmeträgern eingesetzt werden. Die physikalischen Kennwerte gegenüber Glykolen sind eher schlechter einzuschätzen, und Langzeiterfahrungen betreffend den Korrosionsschutz sind nicht bekannt. Entscheidend ist jedoch, dass unter den Abbauprodukten toxikologisch bedenkliche Stoffe wie Trimethylamin gefunden wurden. Eine aufschlussreiche Studie zu diesem Thema wurde von Kappler et al., Geothermics 36 (2007) 348-361, veröffentlicht.
Salze wie z.B. Calciumchlorid oder auch Kaliumcarbonat liefern ebenfalls entsprechende Frostsicherheiten. Beide genannten Solen können jedoch nach heutigem Stand der Technik nicht gut vor Korrosion schützen. Kaliumkarbonat wird diesbezüglich als problematisch bezeichnet und würde im Leckagefall auch zu einer alkalischen pH-Verschiebung der betroffenen Bodenschichten führen. Calciumchlorid kommt heute nur noch sehr selten zum Einsatz, da es als stark korrosiv eingestuft wird und häufig zu Lochfraß auf Edelstahl führt. Aufgrund der guten biologischen Abbaubarkeit von Glykolen und des problematischen Verhaltens von Salzsolen und Betain […]