Multivalentes Wärmeversorgungskonzept bietet hohes Maß an Zukunftssicherheit

Dezentrale Wohnungsstationen verbinden Hygienevorteile mit individuellem Komfort

Dezentrale Wohnungsstationen verbinden Hygienevorteile mit individuellem Komfort

Stefan Schulte
Um den Wärmebedarf von Immobilien bis 2020 um 20 % zu reduzieren (so lautet nach wie vor das Ziel der Politik), ist neben einer jährlichen Neubauquote von 1 % zusätzlich eine Sanierungsquote von 3 % erforderlich.
In aller Regel ist im Zuge einer Sanierung die Heizungstechnik zu erneuern – drei Viertel aller Gebäude wurden vor der 1. Wärmeschutzverordnung 1977 mit oft schlechter energetischer Qualität errichtet.
Auch die Warmwasserversorgung muss überdacht werden. Private Hausbesitzer, Wohngenossenschaften und Facility Manager stehen dann vor der Frage: Welches Konzept verspricht unter den Aspekten des Komforts, der Trinkwasser-Hygiene und der Wirtschaftlichkeit die erwartungsgemäß beste Zukunftssicherheit?

 

Eine energiesparende Heizung, insgesamt eine gute Energiebilanz ? beide Kriterien gewinnen für Käufer und Mieter von Immobilien im Vergleich zu 2012 stark an Bedeutung, so das Ergebnis einer Umfrage des Energieanbieters LichtBlick SE zum Jahresbeginn 2014 (Abb. 1). Architekten und TGA-Planer müssen sich dieser Erwartungshaltung des Marktes stellen ? das ist keine triviale Aufgabe. Wer die Versorgung eines Gebäudes mit Wärmeenergie (Heizung und Trinkwarmwasser) plant, hat heute viele Aspekte zu beachten: Art bzw. Kombination der genutzten Energiequellen (Erdöl, Erdgas, erneuerbare Energie), baulicher Aufwand (Zahl der zu verlegenden Rohrleitungen), Komfort (Radiator, Flächenheizung), die Energieeffizienz der gewählten Technik und nicht zuletzt die Trinkwasser-Hygiene.

Sanierung: Dämmmaßnahmen senken Heizlast
Jede zweite Wohnung in Deutschland muss in den kommenden 20 Jahren saniert werden. Dabei geht es neben Werterhalt, Bestandssicherung und Komforterhöhung vor allem um die energetische Sanierung. Wärmedämmung von Fassade und Dach können den Wärmebedarf eines Gebäudes um bis zu 85 % reduzieren (Quelle: dena). Vorhandene Heizungsanlagen sind dann immer überdimensioniert und nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Neue Systeme für die Heizung und Warmwasserbereitung müssen dann aber gemäß EEG additiv erneuerbare Energien nutzen.

Auch der Aufwand zur Sanierung der Rohrleitungssysteme ist erheblich: Traditionelle Zentralheizungen bestehen aus einem zentralen Wärmeerzeuger, der zentralen Trinkwassererwärmung und einem Netz
vertikaler Leitungen, die jeden Heizkörper mit Heizwärme und jede Zapfstelle im Gebäude mit Trinkwarmwasser versorgen. Für Heizungsvorlauf, Rücklauf, kaltes und warmes Trinkwasser sowie die Trinkwarmwasser-Zirkulation sind fünf vertikale Versorgungsleitungen einzuplanen. Dezentrale Systeme mit Frischwasserstation benötigen hingegen nur deren drei (Heizungsvor- und Heizungsrücklauf sowie Kaltwasser).

Zentrale Versorgungssysteme sind im Alltag aus einem weiteren Grund vielfach nicht die wirtschaftlichste Lösung – Stichwort: Steilere Heizkurve in Mehrfamilienhäusern treibt Heizkosten für alle. Der Hintergrund: Selbst bei optimal eingestellter Heizanlage klagen spätestens mit den ersten kalten Herbsttagen einzelne Bewohner, dass es in der eigenen Wohnung nicht warm genug werde und der Hausmeister/Verwalter doch die Heizung etwas höher drehen solle. Schließlich zahle man ja im Rahmen der Heizkostenabrechnung auch die Mehrkosten dafür. Wie sich das stärkere Wärmebedürfnis einzelner Bewohner auf die Wärmebilanz des gesamten Hauses auswirkt und welche Mehrkosten dies verursacht, hat das Institut für Energietechnik an der TU Dresden im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Heiz- und Wasserkostenverteilung (Arge Heiwako) untersucht.

Ergebnis
In einem Szenario wurde untersucht, wie das Wohnzimmer in einer Wohnung auf 28°C zu erwärmen ist. Diese Raumtemperatur lässt sich nur dann erreichen, wenn in der gesamten Wohnung höhere Solltemperaturen eingestellt werden und zusätzlich die Vorlauftemperatur für das gesamte Gebäude erhöht wird. Die erhöhte Raumtemperaturanforderung einer Wohnung verursacht dann einen Endenergie-Mehrbedarf für die Solidargemeinschaft aller Bewohner von 4 bis 11 %. Dabei ist der relative Mehrbedarf umso größer, je besser die energetische Qualität des Gebäudes ist. Selbst wenn die mittlere Wohnungstemperatur in einem EnEV-2009-Gebäude nur von 21 auf 24°C angehoben wird, verursacht das immer noch einen relativen Energie-Mehrbedarf von 5 %, den alle zu bezahlen haben, auch wenn der Mehrheit der Bewohner die ursprünglich bereitgestellte Wärme völlig ausreicht.

Eine deutlich wirtschaftlichere und zugleich individuelle Lösung bieten dezentrale Wohnungsstationen, die zum einen vom baulichen Aufwand her gesehen geringere Kosten verursachen und zudem eine individuelle Wärmeversorgung (mit individueller Abrechnung!) ermöglichen.

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