Energetische Sanierung im Gebäudebestand

Analyse von durchgeführten Modernisierungsvorhaben

Dr.-Ing. Ernst-Moritz Bellingen
Wenn es um die Einsparung von Primärenergie und der damit verbundenen Reduktion von Treibhausgasen geht, bietet sich der Gebäudebestand als Aktionsfeld mit beträchtlichem Potenzial an. Die Frage, welche Maßnahmen an Gebäuden möglich und sinnvoll sind, sowie die damit verbundenen Kosten, sind die Grundlage für zukünftige Energieeffizienzziele.
Die „Aktion Energie-Gewinner“, die vor drei Jahren vom Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO) gestartet wurde, soll hierzu eine belastbare Datengrundlage schaffen. Neben der Begleitung von Modernisierungsvorhaben und der energetischen Bewertung wurden auch die jeweiligen Kosten ausgewertet. Als Anreiz zur Teilnahme an der Aktion wurde ein einfaches Fördersystem geschaffen: Grundlage für die Bestimmung der Fördersumme ist die eingesparte Energiemenge.


Bedarfsreduzierung, Energieeffizienz und erneuerbare Energien

Die Reduzierung des Primärenergiebedarfs in einer Größenordnung von 80% bis zum Jahr 2050 ist das langfristige Ziel der Politik für den Gebäudebereich. Für die übergeordneten Ziele Klimaschutz und Versorgungssicherheit hat die energetische Sanierung des Gebäudebestands eine Schlüsselfunktion. Wie und zu welchen Kosten sich die Energieeffizienz im Gebäudebestand deutlich verbessern lässt, ist für politische Entscheider wie für Hausbesitzer eine zentrale Frage.
Das anerkannte Bewertungskriterium für den energetischen Standard eines Gebäudes, das auch der Energieeinsparverordnung (EnEV) zugrunde liegt, ist der Primärenergiebedarf. Der Primärenergiebedarf beinhaltet neben der Energie des Brennstoffs oder des Stroms zusätzlich noch die außerhalb des Gebäudes benötigte Energie für die Förderung, den Transport und die Aufbereitung bzw. Herstellung des Energieträgers.

Für den Gebäudebestand gibt es vier grundsätzliche Möglichkeiten, den fossilen oder nicht erneuerbaren Primärenergiebedarf zu senken und so die Emissionen zu verringern:

  1. Reduzierung des Wärmebedarfs z. B. durch eine verbesserte Gebäudedämmung
  2. Einsatz effizienterer Heizungstechnik mit Einbindung erneuerbarer Energien wie Solarthermie
  3. Reduzierung des fossilen Energiebedarfs durch Nutzung erneuerbarer Brennstoffe
  4. Steigerung der primärenergetischen Effizienz der Stromversorgung durch Kraft-Wärme-Kopplung oder Strom aus erneuerbaren Energien.

Nur ein Zusammenwirken aller Maßnahmen wird dazu beitragen, die energiepolitischen Ziele zu erreichen. Was sich für das einzelne Gebäude mit seinem Eigentümer als sinnvoll und wirtschaftlich erweist wird aber individuell sehr unterschiedlich sein. Technologievorgaben für den Eigentümer, wie sie zum Beispiel das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz vorsieht, sind dabei nachweislich kontraproduktiv. […]

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