Fraunhofer-Untersuchung belegt: Wirksamkeit der natürlichen Lüftung durch Fenster in Parallelabstellung

Welches waren die wichtigsten Ergebnisse in Bezug auf: Den Luftwechsel? Den Energiebedarf? Die Nachtauskühlung? Die Raumluftqualität? Und den Komfort anhand der Innenraumtemperatur?

Welches waren die wichtigsten Ergebnisse in Bezug auf: Den Luftwechsel?  Den Energiebedarf?  Die Nachtauskühlung? Die Raumluftqualität? Den Komfort anhand der Innenraumtemperatur?

Interviewpartner: Christoph Kern – Leiter Innovationsmanagement D+H, Marcus Hermes – Fraunhofer Institut, Sven Thompson – Geschäftsführer der H.O. Schlüter GmbH, Frank Stegemann – Produktmanager Winkhaus GmbH
Aus Energiespargründen werden Gebäudehüllen immer dichter. Das verhindert zwar ein Entweichen kostbarer Heizungswärme, doch erfordert es intelligente Konzepte, um Gebäude effizient und wirksam zu be- und entlüften. Es werden Lösungen gesucht, die mit geringstem Energieaufwand und niedrigen Investitionskosten die Raumlufthygiene verbessern. Mit natürlicher Lüftung durch Fenster in Parallelabstellung soll dieses erreicht werden. Doch kann ein 6 mm umlaufender Spalt an einem Fenster für die Lüftung wirklich etwas bewirken? Kann mit dieser Lüftungstechnik die Raumlufthygiene in einem ganzen Bürogebäude sichergestellt und so den gesetzlichen Anforderungen entsprochen werden? Was ist dran an den Parallelabstellfenstern? Dieses Thema hat auch das Fraunhofer Institut für Bauphysik (IBP) beschäftigt: Jetzt liegen die Ergebnisse der aktuellen Studie  – Projekt „Natürliche Lüftung“:


Herr Hermes, gab es einen konkreten Anlass für diese Studie?

Hermes:
Es ging um die Planung eines neuen, zweigeschossigen Bürogebäudes in Mecklenburg-Vorpommern, bei dem auf Wunsch des Bauherrn auf eine mechanische Lüftungsanlage zur Belüftung der Büroräume weitestgehend verzichtet werden sollte: Herr Thomsen, als Bauherr, fragte sich, ob die von ihm gewünschte natürliche Lüftung ausreichend wirksam sein würde. Geplant war eine natürliche Fensterlüftung durch Parallelabstellfenster mit Beschlägen der Firma Winkhaus, die nutzerunabhängig durch Fensterantriebe der D+H Mechatronic AG komfortabel geöffnet und geschlossen werden sollten.

Herr Thomsen, warum wollten Sie für Ihr Bürogebäude die natürliche Fensterlüftung?

Thomsen:
Wir wollten ein durch und durch gesundes Gebäude bauen, auf VOC emittierende Materialien verzichten, atmungs-aktive Farbe verwenden usw. Dazu gehörte für uns auch der Verzicht auf eine Klimaanlage zugunsten der natürlichen Fensterlüftung. Unsere Mitarbeiter sollen bei einem angenehmen Raumklima arbeiten können – warum also nicht im Gebäude von der frischen Luft von draußen profitieren? Man möchte doch die Verbindung nach draußen haben und die Fenster einfach aufmachen können.
Das Ganze sollte autark funktionieren: Wir wollten automatisierte Fenster, die nach Bedarf lüften. Das heißt, Luftfeuchte- und CO2-Sensoren erkennen, ob die Luft schlecht ist oder die Luftfeuchte einen kritischen Wert erreicht, und sorgen dann automatisch für das Öffnen der Fenster. Nutzerunabhängig, auch bei Abwesenheit, und einbruchssicher.

Hermes:
Das Fraunhofer IBP wurde beauftragt zu prüfen, ob diese Lüftungskonzeption die Büroräume zuverlässig be- und entlüften können würde. Für uns war dieses Thema auch deshalb interessant, weil Untersuchungen immer wieder ergeben, dass Menschen häufig nicht gerne in einem Umfeld arbeiten oder wohnen, in dem wegen einer Lüftungsanlage die Fenster nicht geöffnet werden sollen. Ganz offensichtlich wird der Wunsch immer größer, auf natürliche Weise über das Öffnen von Fenstern zu lüften, um die frische Luft von draußen, wie von Herrn Thomsen soeben bestätigt, direkt zu genießen – wenn dieses die Luftqualität der äußeren Umgebung erlaubt.

Stegemann:
Wenn ich nach Lüftungskonzept handeln möchte, dürfen gerade in den Wintermonaten bei der Lüftungsanlage die Fenster nicht geöffnet werden: Das Öffnen der Fenster wäre Energieverschwendung, da keine Wärmerückgewinnung mehr stattfindet. Viele Endanwender öffnen trotz einer Lüftungsanlage die Fenster oder stellen die Lüftungsanlage komplett aus, was aber natürlich […]

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