Standard-Angebot oder Top-Level-Modernisierung?

Ehrlichkeit bei der Berechnung von Spareffekten durch Brennwerttechnik und Solare Modernisierung

Standard-Angebot oder Top-Level- Modernisierung? Ehrlichkeit bei der Berechnung von Spareffekten durch Brennwerttechnik und Solare Modernisierung

Prof. Dr.-Ing. Dieter Wolff, Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel
Die Themen der Energetischen Modernisierung haben durch den enormen Energiepreisanstieg der letzten 6 Jahre v.a. im Wohnungsbau eine zunehmende Bedeutung erlangt. Im nachfolgenden Beitrag wird die Bewertungsgröße ‚Kosten der eingesparten kWh Energie’ bzw. ‚Äquivalenter Energiepreis’ als – aus Sicht des Autors – am besten geeignetes Kriterium zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit von Energieeinsparmaßnahmen im Wohngebäudebestand herausgestellt. Es wird die These aufgestellt, dass zur effektivsten und nicht zur effizientesten Minderung des Primärenergieverbrauchs und der CO2-Emissionen eine sinnvolle Reihenfolge von vorrangigen Maßnahmen zur Energieeinsparung mit hoher Wirtschaftlichkeit und im zweiten Schritt von Maßnahmen zum Ausbau alternativer Energiesysteme erforderlich ist. Die Frage: „Standard-Angebot oder Top-Level- Modernisierung ?” steht dabei nur sekundär mit dem Einsparpotential von Modernisierungsmaßnahmen in Zusammenhang.

Auch ein ‚Standardangebot’ mit technisch und wirtschaftlich max. realisierbaren Dämmdicken von Kellerdecken, Dachkonstruktionen und Außenwänden, mit qualitativ hochwertiger Wärmeschutzverglasung und mit einfacher aber hoch effektiver Wärmeerzeugung (Brennwerttechnik, Fernwärme) kann mehr einsparen als ein Top-Level-Angebot mit Komfortlüftung (Zu-/Abluft mit Wärmerückgewinnung), Wärmepumpen- oder sogar BHKWTechnik und solarer Trinkwassererwärmung und Heizungsunterstützung. Die Top-Level- Modernisierung stellt sozusagen die Kür dar, stößt aber in vielen Fällen auch noch beim heutigen Energiepreisniveau an ihre wirtschaftlichen Grenzen; dies gilt v.a., wenn bei Bestandsgebäuden Planungs- und Betrachtungszeiträume für Wirtschaftlichkeitsbewertungen unter 20 Jahren angesetzt werden. In allen Fällen ist eine sehr sorgfältige Planung, Ausführung und Qualitätssicherung unabdingbare Voraussetzung für den tatsächlichen Energieeinsparerfolg.

Denn immer noch gilt: „Am billigsten ist die Energie, die erst gar nicht verbraucht wird!”. Daher muss langfristig ein Bewusstseinswandel in der Bevölkerung, aber auch in Politik und Wirtschaft stattfinden.

An den zwei Beispielen ‚Kesselaustausch’ und ‚Solare Sanierung’ wird verdeutlicht, dass nur eine ehrliche energetische und wirtschaftliche Bewertung auf der Basis „kWh Energieeinsparung und zugehörige Kosten” das Ziel „maximale Primärenergieeinsparung und maximale Reduzierung der CO2-Emissionen bei geringstem Investitionseinsatz” erreichbar macht. Zu der gesamten Thematik ‚Energetische Modernisierung’ zählt natürlich auch die leidige Frage : „Welcher Energieausweis ist für mein Gebäude der richtige? Der bedarfs- oder der verbrauchsorientierte Energiepass ?” Man sollte sich in beiden Fällen aber von der Idee verabschieden, dass ein flächendeckender und möglichst kostengünstiger, öffentlich-rechtlicher Energieausweis die komplette Energieberatung mit einschließt.

Der Autor fordert eine einfache Auswertung von Verbrauchswerten: E-A- VEnergieanalyse aus dem Verbrauch. Jedem selbst nutzenden Eigentümer und Betreiber wird empfohlen, monatliche Verbrauchswerte auszuwerten und aus dieser Auswertung sowohl die Qualität der Gebäudehülle als auch die der Anlagentechnik zu ermitteln.

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