Solares Wärme-Contracting für Mehrfamilienhäuser und Industrie

Das solare Wärme-Contracting, kann Markthürden für solarthermische Großanlagen überwinden.

Das solare Wärme-Contracting, kann Markthürden für solarthermische Großanlagen überwinden.

Dipl.-Ing. Roland Heinzen, Dr.-Ing. Katrin Zaß
Seit einiger Zeit öffnet sich die Solarthermie für neue Anwendungsfelder, die über die reine Trinkwarmwasserbereitung und Heizungsunterstützung im Eigenheim hinausgehen.
Das technische Potential für Solarthermie in diesen Anwendungsbereichen ist enorm und beträgt in Deutschland ca. 170 GWth [1][2] und damit ungefähr das 15-fache aller bisherigen Solarthermie-Installationen.
Die Anlagengrößen übersteigen in diesen Anwendungen häufig 100 m² Kollektorfläche und bedeuten für die Investoren eine hohe Kapitalbindung über viele Jahre. Eine Lösung bietet das Solare Wärme-Contracting, das die genannten Markthürden für solarthermische Großanlagen überwinden kann.

Anwendungen mit hohem Potenzial finden sich in der Industrie und im Wohnungsbau:

  • Bei der Herstellung von Lebensmitteln und Getränken wird zum Kochen, Trocknen, Waschen etc. Wärme benötigt.
  • In vielen Industriezweigen wird Wärme für die Vorerwärmung, Trocknung und Reinigung benötigt.
  • In Krankenhäusern besteht das ganze Jahr über ein hoher Bedarf an Trinkwarmwasser.
  • In Gaststätten, Kantinen und Mensen mit eigener Küche ist ein hoher Bedarf an Trinkwarmwasser vorhanden.
  • In Mehrfamilienhäusern wird viel Wärme für die Beheizung des Gebäudes und die Trinkwarmwasserbereitung benötigt.

Gleichzeitig können diese Anlagen durch ihre Größe und den damit verbundenen spezifischen geringen Investitionskosten Wärme zu relativ niedrigen Gestehungskosten bereitstellen. Trotz dieser positiven wirtschaftlichen Randbedingungen sind die hohen Investitionskosten bei gleichzeitig technischen Risikoängsten häufig ein Hindernis für die Umsetzung großer solarthermischer Anlagen.


Was ist solares Wärme-Contracting?
Contracting bedeutet, dass alle notwendigen Schritte zur Bereitstellung solarer Wärme durch den Contractor erfolgen. Dazu gehören die Planung, Errichtung, Finanzierung, Betriebsführung und Instandhaltung der solarthermischen Anlage.

Energie und Kosten Sparen mit solarem Wärme-Contracting
Für den Wärmeverbraucher liegt der wesentliche Vorteil des solaren Wärme-Contractings ? im Vergleich zur Eigeninvestition – in der Minimierung des technischen und finanziellen Risikos. Denn das Betriebsrisiko liegt in der Hand des Anlagenbetreibers (Contractors). Auf diese Weise hat der Contractor ein notwendiges Interesse am effizienten Betrieb seiner Anlage, da mit jeder erzeugten und verkauften Kilowattstunde Umsatz und Gewinn steigen. Die Investitionskosten werden ebenfalls durch den Contractor übernommen. Er trägt also das volle Risiko der Anlagentechnik, das er jedoch aufgrund seiner Fachkenntnis als beherrschbar ansehen kann. Risiken aus Fremdeinwirken, die nicht durch den Contractor beeinflussbar sind, können durch entsprechende Versicherungen vermieden oder zumindest vermindert werden.

Darüber hinaus wird durch den Einsatz effizienter, regenerativer Wärme der Energieverbrauch gesenkt und der CO2-Ausstoß reduziert. Nicht zuletzt ist die solar produzierte Wärme günstiger als konventionelle Energieträger und damit auch aus wirtschaftlicher Sicht eine hervorragende Ergänzung zur fossilen Heizungsanlage!

Das Enertracting-Konzept
Es gibt verschiedene Konzepte für die Realisierung von Contracting-Projekten. Die üblichsten Varianten sind das Energieliefer-Contracting, das Einspar-Contracting, das Finanzierungs-Contracting und das technische Anlagenmanagement. Diese Contracting-Varianten unterscheiden sich hinsichtlich Anwendungsbereich, Eigentümer und wirtschaftlichem Risiko.

Für große solarthermische Anlagen eignet sich die Contracting-Variante des Energieliefer-Contractings besonders gut. Hier kann der Contractor den Wärmepreis so bestimmen, dass seine Investitionskosten und geplanten Gewinnmargen über die Laufzeit des Projektes gedeckt werden. Gleichzeitig wird ein solcher Contractingvertrag nur zustande kommen, wenn der Energiepreis für den Contractingnehmer einen wirtschaftlichen Vorteil darstellt.

Der solare Wärmepreis
Der Energiepreis setzt sich typischerweise aus einem Grundpreis und einem Arbeitspreis zusammen. Dem Grundpreis werden die unabhängig von der abgenommenen Energiemenge anfallenden Kosten zugerechnet. Durch den Grundpreis sind Kapitalkosten für die Investition, Kosten für Wartung, Versicherung etc. abgedeckt. Er reduziert sich durch die Installation einer Solaranlage nicht.

Das Contracting-Modell von Enertracting sieht daher einen reinen Arbeitspreis für die tatsächlich gelieferte Solarwärme vor.

Finanzierung
Dass insbesondere die Bereitstellung solarer Prozesswärme ein enormes Potential bietet, hat auch die Bundesregierung erkannt. Für solare Prozesswärmeanlagen werden daher von der KfW-Bank zinsgünstige Kredite vergeben, zusätzlich wird ein Tilgungszuschuß von bis zu 50 % gewährt (Förderprogramm 271: Erneuerbare Energien Premium).
Im gleichen KfW-Förderprogramm werden auch Solarthermieanlagen in Mehrfamilienhäusern finanziert, hier mit einem Tilgungszuschuss von bis zu 30 % [3].

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