Risiko: Bodenabläufe – gefährliche Feuerbrücken!

Neue Erkenntnisse zum Vorbeugenden Brandschutz in der Haustechnik

Feuerbrücken! Neue Erkenntnisse zum Vorbeugenden Brandschutz in der Haustechnik. Sind Bodenabläufe eine bisher unbeachtete Feuerbrücke zwischen den Geschossen? Stellen sie bei Bränden eine tödliche Gefahr innerhalb von Gebäuden dar? Großbrände wie am Düsseldorfer Flughafen zeigen in erschreckendem Maße, welche Auswirkungen mangelhafte Schutzvorkehrungen, insbesondere die Verwendung nicht brandschutztauglicher Produkte nach sich ziehen.

Dipl.- Ing. Thomas Meyer; Bernd Prümer
Sind Bodenabläufe eine bisher unbeachtete Feuerbrücke zwischen den Geschossen? Stellen sie bei Bränden eine tödliche Gefahr innerhalb von Gebäuden dar? Großbrände wie am Düsseldorfer Flughafen zeigen in erschreckendem Maße, welche Auswirkungen mangelhafte Schutzvorkehrungen, insbesondere die Verwendung nicht brandschutztauglicher Produkte nach sich ziehen.

Bisher wurde das Thema Bodenabläufe in Bezug auf den vorbeugenden Brandschutz eher beiläufig behandelt. Bodenabläufe sind aber notwendige Entwässerungsgegenstände, um Abwasser vom Boden aufzunehmen und sicher über die Entwässerungsrohre abzuleiten. Sie werden größtenteils im Boden von Nassräumen eingebaut. Speziell beim Einbau in Gebäuden der besonderen Art und Nutzung, wie z. B. Krankenhäusern, Altenheimen, Hotels, Schulen usw. ist die entsprechende Feuerwiderstandsklasse, z. B. F30 bis F120, von Decken zu beachten. Bei der Wahl geeigneter Bodenabläufe ist für den Planer die Kenntnis der gültigen Normen und Vorschriften von besonderer Bedeutung.

Hier stellen sich vier Fragen:

  • Lässt sich von der MLAR (Muster- Leitungsanlagen-Richtlinie) ableiten, wie Bodenabläufe brandschutztechnisch richtig in Decken mit Brandschutzanforderungen einzubauen sind?
  • Genügt also die Montage von nicht brennbaren Bodenabläufen in Verbindung mit nicht brennbaren Rohrleitungen?
  • Reichen die Anforderungen der DIN 4102-11, Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen, Rohrummantellungen, Rohrabschottungen, Installationsschächten und
  • Kanälen sowie den Abschlüssen ihrer Revisionsöffnungen, für die Prüfung von Bodenabläufen aus?

Kritische Fragen, die man zu diesem Thema stellen muss, wenn man bedenkt, dass bei Bränden immer Menschenleben in Gefahr sind.

Normen und Vorschriften

Die Ziele des Vorbeugenden Brandschutzes sind in den einzelnen Landesbauordnungen per Gesetz geregelt. Wobei Teile oder sogar der komplette Inhalt der MLAR als Technische Baubestimmung eingeführt sind. Ebenso ist die DIN 4102-11 in den meisten Bundesländern als Technische Baubestimmung eingeführt. DIN 4102 regelt:

  • Klassifizierung des Brandverhaltens von Baustoffen und Bauteilen
  • entsprechende Prüfungen

In der MLAR wird das Thema Bodenabläufe jedoch mit keinem Wort erwähnt. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass ein Bodenablauf im Gegensatz zu einer geschlossenen Rohrleitung der offene Anfangspunkt einer Rohrleitung ist. Das bedeutet, wenn sich aus irgendeinem Grund im Brandfall die Rohrleitung vom Bodenablauf löst, ist eine offene Verbindung zwischen zwei Geschossen vorhanden. Nur die relativ kleine Wasservorlage im Geruchverschluss trennt dann noch die beiden Geschosse voneinander. Sind also „Bodenabläufe in der Decke” mit „Rohrdurchführungen durch die Decke” gleichzusetzen? Zurzeit wird die DIN 4102-11 herangezogen, in welcher die Bodenabläufe zumindest erwähnt sind. Wenn man in der Prüfanordnung der DIN 4102-11, Absatz 6, Pos. 2, genau nachschaut, gibt es einen gravierenden Unterschied: Beim Brandtest von Rohrleitungen, wird der Rohrstrang offen bis über die angenommene Dachdecke geführt (Be- und Entlüftung der Abwasserfallleitungen).

Der Rohrstrang selbst ist so gesichert, dass er von einem Geschoss in das nächste keine Temperatur weiterleitet, nicht ausgast, sich nicht entzündet und auch keinen Rauch und kein Feuer zwischen der Decke und der Rohrleitung durchlässt. Es dürfen aber heiße Brandgase über das nach oben offene System „ins Freie” entweichen. Eine durchaus reale Situation. Bei Bodenabläufen ist die Lage anders. Bodenabläufe sind die Anfangspunkte einer Rohrleitung, anders ausgedrückt, Bodenabläufe, und hier besonders solche mit senkrechtem Abgangsstutzen, sind im Gegensatz zu Rohren zum nächsten zu schützenden Raum hin offen.

Schreibe einen Kommentar