Integrale Raumautomation bei Nichtwohngebäuden

Interdisziplinär – Gewerke treffen aufeinander

Interdisziplinär - Gewerke treffen aufeinander

Dr. Andreas Wetzel
Bei Nichtwohngebäuden treffen im Raum mit der Beleuchtung, dem Sonnenschutz und der Klimatisierung verschiedene Gewerke aufeinander, die sich gegenseitig beeinflussen. Üblicherweise sind heutzutage für die verschiedenen Gewerke auch verschiedene Planer und Ausführungsfirmen verantwortlich. In der Praxis treffen hier dann häufig unterschiedliche Konzepte aufeinander, die oft unabgestimmt und nebeneinander installiert werden. Ein typisches Beispiel hierfür sind unterschiedlichste Bedienelemente für Licht, Jalousie und Temperierung, übereinander angeordnet neben den Eingangstüren. Abgesehen von den unterschiedlichen Designs der Bedienelemente und den unterschiedlichen Bedienphilosophien, sind für diese Elemente auch unterschiedliche Bussysteme und Steuergeräte in den Verteilern oder Zwischendecken verbaut. Diese aktiven Komponenten verbrauchen alle selbst permanent Hilfsenergie und müssen auch von unterschiedlichen Fachfirmen betreut und gewartet werden. Dies ist insbesondere im Hinblick auf die Lebenszykluskosten der Immobilie die ungünstigste Lösung.


Eine bessere Lösung ist bereits vorhanden und liegt in einer integralen Raumautomation. Hierbei kommt die gesamte Raumautomation aus einer Hand. Heutige Nichtwohngebäude zeichnen sich über ihre Lebensdauer durch eine individuelle und flexible Nutzung aus. Insbesondere bei vermieteten Büroimmobilien kommen beispielsweise bei Mieterwechsel schnell völlig unterschiedliche Nutzungskonzepte zur Anwendung. Hierbei ist ein in der Hardware und in der Programmierung flexibles und modulares Raum- und Gebäudeautomationssystem gefordert. Die verschiedenen Gewerke werden bei der integralen Raumautomation auf einen einzigen Controller mit abgesetzten Ein-/ Ausgängen im Raum, basierend auf den bewährten VDI 3813 Funktionen aufgeschaltet. So kann durch die intelligente Verknüpfung von den unterschiedlichen Gewerken und den zugehörigen Funktionsbausteinen eine Gebäudeautomation (GA) mit einer Energieeffizienzklasse „A“ gemäß DIN EN 15232 ermöglicht werden.

VDI 3813
Die VDI 3813 Blatt 1 bis 3 definiert hierbei herstellerneutral die Raumfunktionen. Durch die Anwendung der VDI 3813 ist somit eine eindeutige und nachprüfbare Funktionalität definiert. Dies bedeutet für die Bauherren eindeutig vergleichbare Angebote, bei denen seine funktionalen Anforderungen und nicht eine spezielle Technik oder Bussysteme im Vordergrund stehen.
Für die ausführenden Firmen bedeuten die VDI 3813 Funktionen eine eindeutige funktionale Sicherheit und eine Effizienzsteigerung beim Umsetzen der jeweiligen Aufgaben. Die Effizienzsteigerung resultiert daher, dass die Funktionen von Anfang an eindeutig ausgeschrieben und definiert sind. Hierzu kann die ausführende Firma bereits erprobte Funktionsbibliotheken einsetzen, die je nach Anwendungsfall schnell und sicher kombiniert werden können. Das Funktionsdreieck der Raumautomation in Abb. 1 veranschaulicht sehr gut die VDI 3813 Funktionen. In Gruppen zusammengefasst sind dies einzelne Funktionen aus den Bereichen Beleuchtung, Sonnenschutz und Heizung/Klima/Lüftung. Zentral sind übergeordnete Raummanagementfunktionen wie Alarmierung, Zeitprogramme, Energiedatenerfassung oder Optimierung.
Im exemplarischen Bereich der Raumklimafunktionen des Funktionsdreiecks in Abb. 2 sind zuerst einmal Grundfunktionen wie Heizen und Kühlen vorgesehen. Je nach Kundenanforderung können hierzu Energieeffizienzfunktionen, wie die Nutzung von regenerativen Energien, wie der freien Nachtkühlung, oder Automatikfunktionen, wie die präsenzabhängige Luftqualitätsregelung, ausgewählt und als Projektanforderung festgelegt werden. Das VDMA Einheitsblatt 24773 beschreibt beispielsweise Aufbau und Funktion einer solchen bedarfsgeregelten Lüftung. Hierin werden Erfahrungswerte für Energieeinsparpotentiale bei Großraumbüros von bis zu 30 % benannt. Einzelne Funktionen haben auch gewerkeübergreifende Auswirkungen. Ein anschauliches Beispiel für diese Synergien […]

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