Mit Vorsicht zu genießen Prozentgrößen in der Heiztechnik

Nicht vergleichbare Prozentgrößen

Mit Vorsicht zu genießen Prozentgrößen in der Heiztechnik: Nicht vergleichbare Prozentgrößen

Dipl.-Ing. Gerd Böhm
In der Heiztechnik kommt Prozentgrößen außerordentliche Bedeutung zu. Sie erscheinen auf dem weiten Feld der Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und beschreiben die sich verschiebenden Relationen im Bereich hochwärmegedämmter Gebäude – um nur zwei besondere Schwerpunkte herauszugreifen. So bestimmen Wirkungs- und Nutzungsgrade als die vielleicht prominentesten Prozentgrößen, was wirtschaftlich oder weniger wirtschaftlich ist, und sich verschiebende Relationen beeinflussen massiv die gesamte heiztechnische Produktlandschaft. Bei all dem führen Prozentgrößen auch zu erheblichen Missverständnissen, insbesondere wenn sie durch häufigen Gebrauch selbst zu absoluten Größen werden.

Definitionsgemäß beschreiben sie aber nur das Verhältnis zweier absoluter Größen. Wie weit reichend diese Missverständnisse sein können und welche Konsequenzen sie nach sich ziehen, sollen einige typische Beispiele verdeutlichen.

Fragwürdige Wirkungs-/Nutzungsgrade

Sicher drängen sich da sofort jene, die 100 % Marke übersteigende Nutzungsgrade moderner Brennwertkessel auf. Hier geht es aber um die grundsätzliche Fragwürdigkeit von Wirkungs-/Nutzungsgraden als Maßstäbe für Wirtschaftlichkeitsvergleiche in der Praxis. Zunächst zur Definition: Wirkungs- und Nutzungsgrade η beschreiben das energetische Verhältnis Nutzen zu Aufwand.Bei Wirkungsgraden handelt es sich um Energieströme, bei Nutzungsgraden um Energiemengen. Abb.1 gibt messtechnisch ermittelte Teillastwirkungsgrade eines Niedertemperatur- Heizkessels wieder. Die relative Brennerbelastung bei φ = 1 (durchlaufender Brenner, das heißt volle Lastabnahme) gleich 6,3 kW entspricht energetisch dem „Aufwand”.

Im Teillastbetrieb, φ < 1, kommt es zu Brenner-Ein-/Aus- Schaltungen. Die rechnerische Brennerbelastung bzw. der energetische Aufwand ist dann φ 6,3 kW. Das Bild zeigt die Teillastwirkungsgrade als Kurve mit einem Maximum von 92,4 % bei φ = 0,38. Bemerkenswert ist weiterhin,dass in den Betriebspunkten φ = 0,63 und φ = 0,17 mit 91 % gleiche Teillastwirkungsgrade vorliegen. Damit scheint die Schlussfolgerung klar: φ = 0,38 mit η = 92,4 % ist die energetisch beste Betriebssituation, φ = 0,63 und φ = 0,17 mit η jeweils 91 % ergeben energetisch gleiche Betriebssituationen.

Schreibe einen Kommentar